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Dario Fo. Zeichnungen und Malerei
„Vor ungefähr achtzig Jahren war ich ein kleiner Junge, erst sieben Jahre alt, und bereits damals malte ich, ich dachte, es seien nur ein paar Klecksereien, aber es waren schon Malereien. Ich wohnte mit meiner Mutter, meinem Vater, einem Bruder und einer Schwester, auf dem Berg Verbano, in einem Bahnhof senkrecht hoch über dem Lago Maggiore, einen Katzensprung von der Grenze zum Kanton Tessin entfernt.
Das Dorf, Pino Tronzano, liegt noch höher, und dort ging ich zur Schule. Meine Mitschüler waren Kinder von Schmugglern, Fischern und Bergbauern, von denen viele geborene Fabulierer waren, sie erzählten sowohl tragische als auch groteske Geschichten, die mich jedes Mal erschütterten, und von ihnen habe ich gelernt, ebenfalls als Geschichtenerzähler aufzutreten.
Mit 14 Jahren fuhr ich dann dank der Eisenbahn jeden Tag in die große Stadt, im Besonderen zur Accademia di Brera, wo die Meister, berühmte Maler, mir beim Zeichnen und Malen zusahen und ihre Bewunderung zollten.
Auf der allabendlichen Heimreise, mindestens zwei Stunden, erzählte ich die Geschichten, die ich am Ufer des Sees gelernt hatte. Viele erfand ich neu und passte sie den Tagesereignissen an, die in jenen Jahren kurz vor dem Ausbruch des Krieges geschahen. Außerdem porträtierte ich meine Reisegefährten, und bei der Gelegenheit verdiente ich das erste Geld meines Lebens.
An der Brera blieb ich gut vier Jahre. Mit 18 Jahren wurde ich schon für einen echten Maler gehalten. Ich hatte mit allen Techniken zu malen gelernt: Aquarell, Tempera und Öl, sogar Radierung und Lithografie und selbst Freskomalerei bei Achille Funi, zusammen mit Balla und De Chirico einer der bedeutendsten Begründer des metaphysischen Malerei. Damit mir ja nichts fehlte, hatte ich auch das Modellieren von Figuren mit Tonerde und selbst das Meißeln in Stein gelernt.”
Dario Fo
In Kooperation mit DIE GALERIE, Frankfurt am Main
Siehe auch:
Dario Fo: »Il Grammelot«, Performance am 10.11., 20:00 Uhr, Liederhalle Stuttgart