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Monologe und Texte von Franca Rame – es liest Edith Koerber
Dario Fo: „Viso di Franca” (Francas Gesicht)
Eintritt frei!
Anschließend Finissage der Ausstellung von Dario Fo bis 14:00 Uhr
Franca Rame
kam am 18. Juli 1929 zur Welt, zufällig in Parabiago, einer Kleinstadt in der Provinz Mailand, wo sich ihre Familie gerade auf Tournee befand. Der Vater Domenico, die Mutter Emilia, die Schwester Pia, der Bruder, Onkel, Tanten und Vettern, dazu Schauspieler und Schauspielerinnen, die zu den verschiedenen Gelegenheiten engagiert wurden, bildeten eine Kompanie, die in der Lombardei, in Venetien und im Piemont durch die Dörfer und Kleinstädte ziehend, auftrat. Die Rames konnten auf eine uralte Theatertradition zurückblicken: Sie waren seit dem 17. Jahrhundert Schauspieler, Puppen- und Marionettenspieler. Zu ihrem Repertoire gehörten Improvisationen aus der Commedia dell’Arte in ihrer besten Tradition, aber ebenso Schauspiele nach dem Bibeltext, Stücke von Shakespeare bis zu Tschechow, Pirandello und Dario Nicodemi sowie Bühnenbearbeitungen der großen Gesellschaftsromane des 19. Jahrhunderts, die häufig mit einer sozialistischen und antiklerikalen Gesinnung verbunden waren. In diesem Ambiente lernte Franca Rame ihr Metier. Sie empfand die Bühne immer als ihr Zuhause, wie sie sagt: „Da bin ich geboren. Mit acht Tagen hatte ich mein Debüt im Arm meiner Mutter, … geredet habe ich an jenem Abend allerdings nicht viel!”
Theatersaison 1951–1952: Franca Rame und Dario Fo begegnen sich bei den Proben von „Sette giorni a Milano”, beide wurden für dasselbe Schauspiel engagiert, das die Kompanie Nova-Parenti am Teatro Odeon in Mailand aufführt. Sie küssten und verlobten sich hinter den Kulissen. 1954 heirateten sie. Von diesem Augenblick an leben und arbeiten sie eng zusammen. Dario ist Autor, Schauspieler, Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner, Franca ist die Hauptdarstellerin und kümmert sich um die Organisation ihrer 1957–1958 neugegründeten Schauspieltruppe.
Seit 1977 schreibt Franca selbst Stücke. Mit „Nur Kinder, Küche, Kirche” beginnt ein neuer Abschnitt ihrer Karriere. Über tausendmal führt sie die tragischen und komischen Monologe im In- und Ausland auf. Gleichzeitig wird das Stück in zahllosen Ländern nachgespielt.
Am 9. Oktober 1997 geht die Nachricht aus der Schwedischen Akademie um die Welt: „Der Nobelpreis für Literatur wird Dario Fo verliehen, weil er, zusammen mit der Schauspielerin und Schriftstellerin Franca Rame, in der Tradition der mittelalterlichen Spielleute die Macht verhöhnt und den Unterdrückten ihre Würde zurückgibt.” Sie beschließen, das Preisgeld behinderten Menschen zu spenden.
Die beiden gehören zu den ganz Großen des zwanzigsten Jahrhunderts. Am 29. Mai 2013 starb Franca Rame 84jährig. Trotz schwerer Krankheit war sie bis zuletzt aktiv. In Anerkennung und Bewunderung für ihr Lebenswerk ist ihr das 12. Stuttgarter Europa Theater Treffen (SETT 2014) gewidmet.
(Gekürzt nach Domenico Pertocoli)