AUSSTELLUNGEN > ARCHIV
Bernd Mattiebe – LichtFarbenRaum
Farbe und formale Askese
Formale Askese und eine radikal reduzierte Farbpalette kennzeichnen die Bilder durch ihr subtiles Zusammenspiel. In Bernd Mattiebes malerischen Primärstrukturen ist kein perspektivischer Raum intendiert und dennoch haben seine Bilder eine enorme Tiefe. Es sind die Beziehungen von Farbe, Form und Fläche (den Malgrund nicht zu vergessen), die diese Wirkung hervorbringen und zwar ohne auf perspektivischen Illusionismus, oder einen puristischen Konstruktivismus zurückzugreifen.
Farbe als Extremreiz
Die optische Erfahrung der Farbe als Extremreiz steht im Zentrum von Mattiebes Arbeit. Es ist der Versuch, Farbe zunehmend sichtbarer zu machen und zwar durch konsequente Steigerung ihrer Leuchtkraft, durch permanente Auseinandersetzung mit ihrer Farbintensität.
Mattiebes Arbeit ist deshalb von ausgesprochener Sinnlichkeit. Die Farbe kommt dabei nicht nur rational, sondern auch emotional ans Licht. Und was nach einer gebräuchlichen Redewendung »ans Licht kommt«, das ist nun tatsächlich sichtbar, nachvollziehbar und erschlossen: es ist das Eigenleben der Farbe. Bernd Mattiebe verwendet häufig Primärfarben, die nur selten gebrochen oder aufgehellt eingesetzt werden. Das hat eine radikale Reduktion der Farbreize zur Folge, Farbreize aber, die von Mattiebe ultimativ bis an die Grenzen der Farbigkeit ausgespielt werden.
Zeit für die Farbe
Das Erlebnis dieser Bildwelt aber erschöpft sich nicht in einem kurzfristigen Farbschock, dessen Reiz sich schnell verbraucht und dessen Wirkung rasch verblasst. Der Faktor Zeit ist für diese Malerei wesentlich, um in geduldiger Betrachtung das zu beobachten und zu erleben, was zwischen den Farben auf der Leinwand geschieht.
Die Bilder treten mit einem Mal aus ihrer formalen Unscheinbarkeit heraus, die Farben beginnen irgendwann ein feines Wechselspiel in minimalen Variationen und Farbschwingungen. Mattiebes Bilder entfalten durch die Kraft der Farben, die aus einer kompositorisch gewagten Ordnung heraus wirken, eine ungewöhnliche Leuchtkraft und verwandeln das gesamte Bild in ein sinnliches Energiefeld.
Wolfgang Heger