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Alain ClémentAlain Clément

DER TANZENDE STRICH
ALAIN CLÉMENTS OVATION AN MATISSE

ABTART zeigt ab dem 21. April Malereien und Skulpturen des französischen Künstlers Alain Clément. Gemeinsam ist seinen Werken das stetige Streben nach einer unauflöslichen, für sich selbst sprechenden Einheit aus Farbe, Licht und Raum. Die retrospektiv angelegte Einzelausstellung ist bis Juni 2017 zu sehen.

Die Auswahl der Werke, welche in der ABTART gezeigt wird, umfasst die verschiedenen Techniken Alain Cléments: Malerei, Gouache, Grafik sowie Relief und Skulptur. Mit gut 50 Werken bietet die Einzelausstellung einen Überblick über mehr als 20 Jahre künstlerischer Entwicklung. Clements Weg ist geprägt von großen Sprüngen – gleichzeitig auch von Kontinuität.

Neben dem »Sprung« von der Wand in den Raum ging Clément‘s Weg von der Figuration in die Abstraktion. Die Reduktion ist ein Grundbestandteil seiner Malerei – der Strich wird Clément von nun an in seinem weiteren Schaffen begleiten. Als Clément in den 1990er Jahren beginnt abstrakt zu arbeiten überlagern sich einzelne dicke, farbige Striche. Er selbst sagt darüber: »Die Gemälde von 1997 zeigen farbige Aufregungen, die das Bild gleichzeitig aushöhlen und anschwellen lassen. Man weiß nicht, ob diese breiten Geraden, die aneinanderstoßen, es aufbauen oder zerstören.«

Den expressiven Malereien aus den 90er Jahren entgegen stehen die Werke der 2000er Jahre. Sein Strich wird ruhiger und die einzelnen Geraden überlagern sich nicht mehr, sondern legen sich nebeneinander. Auf diese Weise verändert sich der Fokus: die Farbe einzelner Striche sowie der geometrische Bildaufbau rücken in den Vordergrund. So wird nicht nur sein Strich ruhiger, sondern auch Cléments Farbpalette wird reduzierter, ausgewählter.

In den letzten Jahren hat sich der Stil von Alain Clément nochmals merklich verändert: Der Strich wird organisch, weich. Die Linien dürfen sich wieder leicht überlagern, sie wirken wie aus einer einzelnen schwungvollen Bewegung entstanden. Und dadurch geschieht Erstaunliches: die Figuration kehrt in seine Abstraktion zurück, teilweise nur angedeutet, teilweise offenkundig. Diese »abstrakte Figuration« ist eine weibliche, verführerische – ein tanzendes Band voller Andeutungen, sowohl auf der Wand als auch im Raum.

Hier kommen die Arbeiten Cléments seinem Vorbild Matisse besonders nahe, in dessen Werk er die Einfachheit und Offenheit der Bilder bewundert. Clément zitiert ihn spürbar, ohne ihn dabei zu kopieren. »Meine Linien wurden flüssiger, die Formen bewegter […] ich konnte den Körper aus meiner Malerei lösen und daraus einen Tanz machen, einen Tanz, der nicht mehr den Körper der Tänzerinnen darstellte sondern die Bewegung der Linie, die ich mit einem ständigen Hin und Her zwischen Malerei und Skulptur beschreibe« (Alain Clément). Auch Gauguin, Braque und Léger sowie die deutschen Expressionisten – besonders Emil Nolde – , die er bereits bei seinem ersten Deutschlandbesuch 1970 für sich entdeckt, prägen sein Werk.

Parallel zur Malerei ergibt sich bei Clément ab 1998 ein skulpturales Werk. Aus dem Strich wird ein bemaltes Form- und Raumgefüge. Der Schwere des Stahls und der intensiven Farbigkeit setzt Clément mittels Durchbrüchen und Öffnungen Leichtigkeit entgegen. Die Veränderung von Cléments Strich auf der Leinwand oder dem Papier wirkt sich konsequenterweise auf die formale Beschaffenheit seiner Reliefs und Skulpturen aus.

Die Werke von Clément sind leicht zugänglich. Ihm selbst ist es wichtig Kunst zu machen, die für sich selbst stehen kann, ohne ikonographische Bezüge herstellen zu müssen. Seine Arbeiten wirken so unmittelbar auf den Betrachter. Zum einen durch ihre bestechende Farbigkeit und zum anderen durch ihre reduzierte Form, die viel gedanklichen Spielraum gewährt. Cléments Kunst ist unbeschwert – ABTART präsentiert also eine wunderbare Frühlingsausstellung.

Alain Clément lebt und arbeitet in Nîmes, Paris und Berlin. Gemeinsam mit anderen Künstlern, darunter Vincent Bioulès und Jean Azémard, gründete Clément 1969 die gesellschaftspolitisch orientierte Künstlergruppe »ABC Productions«. Er war Dozent an der École des Beaux-Artes in Montpellier und Direktor an der École des Beaux-Artes in Nîmes. Unter anderem sind seine Werke in den Sammlungen des Centre Pompidou, der Kunsthallen Hamburg und Bremen, des Kunstmuseums Düsseldorf und des Ludwig Forums Aachen vertreten.