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Irene Andessner
Keine Künstlerin und kein Künstler in Gegenwart und Vergangenheit hat die eigene Identität so radikal infrage gestellt und ausgedeutet wie Irene Andessner. Dabei beschränkt sich der unaufhörliche Wechsel der Identität keineswegs nur auf Äußerlichkeiten wie den Wechsel des Outfits – von Kostüm, Frisur und »Maske« –, sondern gipfelt in einer physisch-psychischen Anverwandlung fremder Identitäten. Für das Projekt »I.M. Dietrich, 2001«, führte die österreichische Künstlerin sogar eine Namensänderung durch eine Heirat herbei, um der »Ikone« Marlene Dietrich in fotografischen und filmischen Sequenzen überzeugend Gestalt zu geben. Damit überschritt Irene Andessner die Grenze, die Schauspiel von der personalen Existenz trennt.
Das aufsehenerregende Projekt »I. M. Dietrich« steht im Zentrum der ersten großen Retrospektive über 35 Jahre intensiver Arbeit der Künstlerin in der Stuttgarter Galerie ABTART. Der bisher umfangreichsten Ausstellung von Irene Andessner in Deutschland. In der Ausstellung tritt eine markante Anzahl von selbstbewussten und zugleich eigenwilligen Frauen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten auf. Darunter historische, manche berühmt, die meisten von der geschriebenen Geschichte vergessen, vernachlässigt oder unterschlagen, sowie Frauen der Gegenwart, die selten oder nie öffentliche Aufmerksamkeit erhalten.
Irene Andessner, Schülerin von Arnulf Rainer, begann als Malerin mit Porträts und Selbstporträts. Schon sehr früh bediente sie sich der technischen und elektronischen Bildmedien Fotografie, Film und Video, um ihre Vorstellungen adäquat zu verwirklichen. In der zeitgenössischen Kunst besetzt sie eine einzigartige Position, die Performance, Theater, Film und Fotografie in brillanter Form kombiniert.