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Township Art Project: Florian Kaiser + Daniel Schuster | Benno HellerTownship Art Project: Florian Kaiser + Daniel Schuster | Benno Heller

Township Art Project
Florian Kaiser + Daniel Schuster
Foto: Benno Heller
Projekt-Katalog ist erschienen

2015 förderte Karin Abt-Straubinger mit ihrer Stiftung eine außergewöhnliche Streetart-Aktion der beiden Künstler Florian Kaiser und Daniel »Daschu« Schuster, das »Township Art Project [the blue area]«. Am Freitag, den 29. April 2016 wird das Projekt um 19.30 Uhr in der Galerie ABTART erstmals in Stuttgart präsentiert.

Zuvor lebten die beiden Künstler gemeinsam mit dem Fotografen Benno Heller im Township Waterworks bei Kapstadt und gestalteten dieses mit Sprühdosen und Wandfarbe um. Innerhalb von nur drei Wochen bemalten sie rund 30 Häuser um einen zentralen Platz blau und portraitierten 8 Bewohner mit der Sprühdose. Durch das Projekt sollte einerseits der Zusammenhalt im Township gestärkt werden und andererseits die Vielfalt der Bewohner zur Geltung kommen.

Inspiration für die Farbe blau war die marokkanische Stadt Chefchaouen, bei der traditionell alle Häuser mit blauer Farbe gestrichen wurden. Die einheitliche Farbe im Township Art Project kann unterschiedlich gedeutet werden. Einerseits gibt das sehr hochwertige Stadtbild, das vordergründig seinem Vorbild in Marokko erstaunlich nahe kommt, den Bewohnern Hoffnung und Stolz. Auf der anderen Seite konterkariert es die Armut. Somit entsteht beim außenstehenden Betrachter eine Irritation. Das vermeintlich selbstverständliche, nämlich das Recht auf eine würdige Behausung, wird kritisch hinterfragt. Denn erst auf den zweiten Blick wird ersichtlich, dass sich unter dem Deckmantel der fröhlichen blauen Fassade die pure Armut einer hoffnungslosen Slumbevölkerung verbirgt. Hier leben die ärmsten der Armen, ohne fließend Wasser und nur mit improvisiertem Stromnetz. Den Umstand, dass die Farbe blau eine kalte Farbe ist und somit die gefühlte Temperatur im Township spürbar geringer ist als die tatsächliche Außentemperatur von bis zu 45°C, sei hierbei nur am Rande erwähnt.

Das Leben im Township wird geprägt durch die Vielfalt der Bewohner. Sie geben dem Slum ein Gesicht und verleihen ihm Leben. Daher wurden ausgewählte Bewohner mit der Sprühdose an ihre eigenen Hütten portraitiert. Die Wahl der Bewohner sollte ein möglichst breites gesellschaftliches Spektrum abdecken. So wurden neben Kindern auch eine Hausfrau sowie ein Obdachloser abgebildet. Die Regel, Bewohner nur auf ihre eigenen Hütten zu portraitieren, wurde nur einmal gebrochen. So folgten die Künstler der Bitte des obdachlosen Steven Boysen, ihn auf einer Wand zu verewigen.

Bei sozialen Projekten in Slums ist es extrem wichtig die Menschen mit einzubeziehen. Dadurch steigt die Akzeptanz und die Identifikation mit dem Projekt. Aus diesem Grund wurden zwei Townshipbewohner für drei Wochen eingestellt. Sie halfen beim Streichen der Hütten und bei der Kommunikation mit den Hauseigentümern. Eine glückliche Fügung war auch, dass viele Nachbarn anboten, ihre eigenen Hütten mit der gestellten Farbe zu streichen. Durch diesen Umstand konnten wesentlich mehr Hütten umgestaltet werden, als ursprünglich geplant.

Insgesamt war das Feedback der Townshipbewohner extrem positiv. Schnell fanden sie den Namen »Blue Area« für die Nachbarschaft um den gestalteten Platz. Somit gelang es ein Freilichtmuseum zu erschaffen und Kunst in den täglichen Lebensraum von Menschen zu bringen, die zuvor noch nie in einem Museum waren.