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Märchen – Imaginationen aus der Kindheit im Heute

»… dann leben sie noch heute« – der traditionelle letzte Satz eines Märchens weist bereits weit über das eigentliche Ende der Erzählung hinaus. Als Kindheitserinnerungen leben und wirken Figuren sowie Geschichten weiter. Wie intensiv, eindringlich und vielschichtig, aber auch grausam diese eingeprägten Bilder sein können, zeigt Harald Reiner Gratz in seinen Werken unter eben dem Titel »… dann leben sie noch heute«.

Das sprachliche Ende des Märchens wird bei Gratz zum Ausgangspunkt für seine Kunst. Farbintensiv und mit eigenen Assoziationen nähert er sich den Imaginationen seiner Kindheit, indem er malt, zeichnet und installiert. So spiegeln seine Bilder eindringlich alle Emotionen, die die Geschichten der Märchen in ihm erzeugen, mit all ihren Brüchen und Widersprüchen wider – von Freude bis Angst. Fast spielerisch gelingt es dem Künstler dabei, die imaginierten Fragmente mit der erlebten Gegenwart zu verschmelzen und auf diese Weise eine eigene Welt zu erschaffen, die ihre eigenen Gesetze, ihre eigene Logik und letztlich auch ihre eigenen Märchen hat.

Weder der Zeitgeist noch irgendein Ismus geben Gratz seinen Weg, seinen Stil oder seine Themen vor, so dass seine Märchenbilder authentisch erscheinen und dem Wesen der Volksmärchen entsprechen, insbesondere im Hinblick auf die Mehrschichtigkeit, Skurrilität und den Voyeurismus. Mit dem eckigen Duktus stellen sie zudem einen Bezug zur ursprünglichen Erzählweise und dem volkstümlichen Element her.

Geboren 1962 in Schnellbach arbeitet und lebt Harald Reiner Gratz bis heute in Schmalkalden, das er nur vorübergehend verlassen hat. So studierte er an der Hochschule für Kunst und Design Halle, Burg Giebichenstein, und an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Darüber hinaus war er in Florenz als Gastkünstler der Villa Romana und in New York für einen Arbeitsaufenthalt. Er gilt als wichtiger Maler seiner Generation und als einer der bekanntesten Künstler in Thüringen und darüber hinaus.

Siehe auch: Begegnung in Bildern