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Fragmente einer vorbeifließenden vergänglichen WeltFragmente einer vorbeifließenden vergänglichen Welt

Die 140 Exponate und die in Ständern zugänglichen japanischen Farbholzschnitte geben einen chronologischen Einblick in die wesentlichen Themenbereiche der Kunst des Ukiyo-e: die schönen Frauen Edos (bijin), einschließlich der sogenannten Frühlingsbilder (shunga), die Schauspieler des Kabuki-Theaters und die berühmten Ansichten von Landschaften Japans, die allerdings erst im 19. Jahrhundert thematisiert wurden.

Die früheren Blätter vom Ende des 18. Jahrhunderts dokumentieren bereits den hohen künstlerisch-technischen Standart des japanischen Holzschnitts, der nach der Öffnung Japans um 1850 in den westlichen Metropolen einen »Schock des Entzückens« ausgelöst haben soll.

In den 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts beginnen die aus dem Westen importierten chemisch hergestellten Farben, insbesondere das Preußisch Blau, die zarten einheimischen pflanzlich-mineralischen Farben zu verdrängen. Dem Reiz der Landschaftsbilder eines Hokusai oder Hiroshige tat dies jedoch keinen Abbruch. Ihre aizuri-e (Drucke in Blau) und bokashizuri-e (Farbabstufungsdrucke) sind unübertroffen. In der Ausstellung werden u.a. Blätter aus verschiedenen hoch- und querformatigen Landschaftsserien Hiroshiges gezeigt. Einen großen Raum nimmt das Thema der schönen Frau (bijin) ein: Pfostenbilder (hashira-e) von Harunobu, dem Erfinder des Brokatdruckts (Zehnfarbendruck) und Halbportäts von Kurtisanen aus den »Grünen Häusern« des Yoshiwara-Viertels sowie Frühlingsbilder (shunga), die allesamt einen ungeheuren Einfluss auf die westlichen Künstler von Van Gogh bis Picasso ausübten, bieten dem Ausstellungsbesucher einen überraschendes Sehvergnügen.

Shin hanga (neue Drucke) werden die Farbholzschnitte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt. Zu den bedeutendsten Künstlern dieser Zeit zählen Kawase Hasui und Hiroshi Yoshida, die sich fast ausschließlich dem Landschaftsbild widmeten. Bei den Edokko (Bürgern von Edo, dem heutigen Tokio) waren die Aufführungen des Kabuki-Theaters so beliebt, dass die Schauspielerbildnisse wie Trophäen in Leporello-Alben gesammelt wurden. Auch solche Kabuki-e sind Bestandteil der Ausstellung. Bilder mit historischen Bezügen und Tätowierungen runden zusammen mit dem traditionellen Thema des Vogel- und Pflanzenbildes (kacho-e) das Angebot der Ukiyo-e-Ausstellung ab.


Die Galerie ABTART zeigt ca. 20 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken des Joachim Stracke aus seiner aktuellen Serie »shunga/loop«.

Die Arbeiten von Joachim Stracke (*1958) handeln von Kreisen und Bögen (so der Titel einer Ausstellung in der Pinacoteca Concepción, Chile), aus denen Erinnerungsobjekte mit anthropomorphen Anklängen geformt werden. Diese altmeisterlich gemalten und gezeichneten Bildobjekte werden durch in die komplexe Komposition eingebundene, neue Bildelemente, wie z. B. informelle Farbverläufe oder pastose, gestische Passagen gestört und belebt.

2009 setzte der Künstler, der in München und an der Kunstakademie Düsseldorf studierte, zum ersten Mal ein Zitat eines Holzschnittes von Utamaro als »Störung« ein. Hieraus entwickelte sich die offene Serie »shunga/loop«, in der inzwischen die freien Zitate des Personals der klassischen, erotischen Kunst Japans durchaus die bildgebenden Elemente stellen können und die Kreisformen die Aufgabe der irritierenden Störung übernehmen.

Joachim Stracke lebt in Iserlohn (NRW). Er stellt seit 1986 national und international aus. Seit 1996 ist er regelmäßig auf der Art Cologne und weiteren internationalen Kunstmessen vertreten.


»Messerscharf« ist bezüglich Guido Messers Kunst ebenso zutreffend wie signifikant. »Messerscharf« umschreibt eine genaue und tiefgreifende Beobachtungsgabe. Messer destilliert aus dem massenhaft auftretenden Individuellen die Spezies und charakterisiert sie durch ihre verbindlichen Eigenschaften. Indem wir im Grunde die Kenntnis solcher Eigenschaften mit ihm teilen, werden sie für uns mit dem Ausdruck, den Messer für sie in seinen Arbeiten gefunden hat, sprechend. Die Begegnung mit Messers Plastiken hat deshalb etwas von einem Déjà-vu an sich oder sie werden gleich als Archetypen empfunden, deren Indentifizierbarkeit bekanntermaßen sehr hoch und sehr verbreitet ist.
Prof. Dr. Helge Bathelt

Sumotoris werden für ihre trickreiche, schnelle und kraftvolle Art zu ringen seit vielen Jahrhunderten bewundert. Meine »Sumotori« stehen sich kurz vor dem Angriff gegenüber, allerdings jeweils auf einem Autoreifen. Die verschiedenen Metalle (Aluminium bzw. Bronze) verweisen auf individuelle Spannung und Konzentration. Die Reifen, schwarz patiniert und ebenfalls in Metall gegossen, sind Beiwerk unserer Zeit und Hinweis auf die heutige Benutzung der Sumoringer in der Werbung; gleichzeitig verstärken sie die voluminiösen Formen der Sumotoris.
Guido Messer