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BLICKEN–SEHEN: Anke Erlenhoff | Edgar HofschenBLICKEN–SEHEN: Anke Erlenhoff | Edgar Hofschen

Kuratiert von Prof. Klaus Honnef

Blicken und Sehen

Anke Erlenhoff und Edgar Hofschen

Bilder sind meist so flüchtig, wie die Blicke, die auf sie fallen. Wie viele dennoch haften bleiben, ohne dass sie bewusst wahrgenommen werden, weiß niemand genau. In einem wesentlichen Punkt unterscheiden sich jedoch Bilder mit ästhetischem Anspruch von gewöhnlichen Bildern: Sie wenden all ihre Kunst auf, um die Blicke auf sich zu lenken, sie festzuhalten, für mehr als einen Augenblick, mit der Absicht, gesehen zu werden und sich ihren Betrachtern förmlich einzuverleiben.

Um die vielfältigen Bezüge und Wechselwirkungen der visuellen Wahrnehmung kreist die Ausstellung »Blicken und Sehen« mit Gemälden, Gouachen, Fotografien, Büchern und Skulpturen von Anke Erlenhoff und Edgar Hofschen in der Galerie Abtart. Unmittelbar erfahrbar werden die dynamischen Verästelungen allein durch die Kunstwerke; durch ihre starke Präsenz und die Energie, die sie spürbar werden lassen; und durch den Dialog, den sie im Verlauf der Ausstellung miteinander führen – nicht durch erklärende Theorien. Sich in diesen Dialog der Werke einzuschalten, ist die Herausforderung, die Besucher erwartet. Wer sich dieser Herausforderung stellt, ergreift die Chance, an sich selbst zu erleben, wie sich Blicken in Sehen verwandelt – oder anders ausgedrückt, wie man vom passiven zu einem aktiven Betrachter wird.

Dabei gehören die Bilder von Anke Erlenhoff und Edgar Hofschen zu der seltenen Kategorie von Bildern, die in einer bildertrunkenen Zeit noch provozieren können. Der Grund: Sie verweigern sich den geläufigen Vorstellungen, wonach Bilder ein bestimmtes Geschehen oder gegenständliche wie ungegenständliche Figuren und Formen möglichst mit Erkennungseffekt wiederzugeben haben. Weil die Bilder von Erlenhoff und Hofschen nichts illustrieren, scheint es dem zerstreuten Blick, dass sie nichts zeigen oder, platt ausgedrückt, dass auf ihnen nichts zu sehen ist. Sie sind aber als materielle Gegebenheiten sichtbar und besitzen die Gestalt von Bildern. Infolgedessen ist es unmöglich, dass sie nichts zeigen. Bilder dieses Charakters werden in der Kunstliteratur als abstrakt, monochrom, analytisch, radikal und still beschrieben – Bezeichnungen, die angesichts ihrer Gegenwärtigkeit unzulänglich wirken. Eins aber trifft zu: Diese Bilder sind anders.

Anke Erlenhoff ist Malerin. Ihr Thema und der Gegenstand ihrer Malerei ist die Farbe, die Evokation von Kraft und Intensität der Farbe. Seit fast drei Dekaden. Die Farbe als Eigenwert. In allen ihren Möglichkeiten. Die Farbe auf verschiedenen Trägern, etwa Leinwand und Papier, Glas und Glassteinen, in verschiedenen Arten der Inszenierung. Ihre Bilder wurden in vielen renommierten Museen und Galerien ausgestellt, in Deutschland, in der Schweiz, den USA und Japan, und gesammelt. In vielen Ausstellungen entwickelte sie aus ihren Werken spezifische Installationen, besondere Erlebnisräume, die Farbe zu einem Ereignis machten.

Edgar Hofschen ist Künstler und Poet. Unter den deutschen Malern ist er einer der herausragenden. Seit beinahe fünf Jahrzehnten. Bereits 1977 waren seine Bilder auf der 6. documenta in Kassel vertreten. Ebenso vertreten sind sie in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen. Auch sein Thema ist die Farbe, ist die psychophysiologische Wirkung der Farbe. Die Farbe zudem als Materie unter Einfluss und Eindruck unterschiedlichster äußerer Bedingungen. Früher nutzte er eingefärbte Stoffe als Träger seiner Bilder, die jahrelang den Wechselfällen des Wetters ausgesetzt waren. Inzwischen reibt er mit seinen Händen die in spezielle Bindemittel aufgelösten Pigmente in das Trägermaterial seiner Bilder ein.

Kurator der Ausstellung »Blicken und Sehen« ist Klaus Honnef, seit langem mit dem Werk beider Künstler vertraut. Schon vor zwei Jahren bestritt er mit Anke Erlenhoff und Edgar Hofschen eine weithin beachtete Ausstellung im privaten Museum Haus Kasuya in Yokusuka, Japan.
Bekannt geworden ist Klaus Honnef durch seine maßgebliche Mitarbeit bei der documenta 5 und der d 6 in Kassel, die ersten Ausstellungen von u.a. Gerhard Richter, Lawrence Weiner, Sigmar Polke, Jörg Immendorff, Rosemarie Trockel und Isa Genzken außerhalb der privaten Galerieszene sowie zahlreiche Aufsätze und Bücher, darunter den in mehr als 20 Sprachen übersetzten Bestseller »Kunst der Gegenwart«.