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Boris Petrovsky: Katzengold | Smash137: Public EnemyBoris Petrovsky: Katzengold | Smash137: Public Enemy

Installation von Petrovsky | Contemporary Urban Art von Smash137

Auf der art Karlsruhe erregte im Vorjahr Boris Petrovsky mit seiner interaktiven Installation »Katzengold« Aufsehen. Am Messestand der Galerie ABTART stand (neben Paul Schwer) diesmal zwischen dem 7. und 10. März der Graffitikünstler Smash137 mit seiner Contemporary Urban Art im Mittelpunkt. Zu Boris Petrovskys zeitgleicher »Wünschelmatrix« im Karlsruher ZKM_Foyer gab es vom Stand 22 in der Messehalle 2 aus einen direkten Draht. Danach treffen sich die beiden so unterschiedlich jungen Wilden zum spannenden Zusammentreffen bei einer Doppelausstellung der Möhringer Galerie.

Smash137 ist eine Legende der Street Art – und ein Krimineller. In einer Dezembernacht 2007 in seiner Schweizer Heimatstadt Basel beim illegalen Sprayen geschnappt, brummten die Behörden dem inzwischen weltweit stilprägenden Graffiti-Künstler noch eine Buße und eine Bewährungsstrafe auf. Smash137 wich ins Ausland aus – Barcelona, New York, Berlin, Heidelberg, mit Rang und Ruf in der »Hall of Fame« der Szene natürlich. Heute hat er sein Atelier nahe Basel, im deutschen Teil des Dreiländerecks, Weil am Rhein, Kulturzentrum Kesselhaus.

Als Elfjähriger hatte Adrian Falkner im Basler Bahnhofsviertel nächtens sein erstes Werk an die Mauern gesprüht. Seine Writings machten Furore. Und sie machten schnell Schule: mit cooler typografischer Prägnanz, grellen Farb-Explosionen und einem unnachahmlichen Gefühl für Räumlichkeit. In der Kunstwelt war wohl die Ausstellung in der Pariser Galerie Celal im November 2011 sein Durchbruch. Seither zeigt er auch sein Gesicht. Seither ist sein bürgerlicher Name kein Geheimnis mehr: »Einen Befreiungsschlag für mich!«, nennt der heute 33-Jährige Adrian Falkner das. Schon 2008 hatte auch Basel seinen längst berühmten Sohn noch inkognito eine One Artist Show auf der Volta8 ausgerichtet, als Werkschau und Retrospektive. Die Galerie ABTART lud ihn erstmals 2009 ein. »Born under Punches«, unter Schlägen geboren, war der Titel. Jetzt ist Smash137 von der Wand auf die Leinwand gekommen und kommt zurück – als »Public Enemy«, Contemporary Urban Art.

In der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung steht so etwas als Grundrecht.
Boris Petrovsky hat es mit seiner »Global Free Persuit of Happiness« zum künstlerischen Programm gemacht. Mindestens zwei weitere Untertitel hat diese interaktive Installationskunst im Großformat von acht auf drei auf zwei Meter. »The Army of Luck«, diese Armee des Glücks, besteht aus 520 XXL-Glücksbringern in Form von golden beschichteten japanischen Winke-Katzen, weshalb als Name ein griffiges »Katzengold« naheliegt. Klangelemente kommen hinzu. Boris Petrovsky spricht auch von einer „alphanumerisch-kinetischen Akkumulation und einem Theatrum Mundi«.

Über Steuerpulte und Motoren können die Zuschauer ihr Glück auf der Höhe multimedialer Kunst und Technik selbst in die Hand nehmen und ihr Schicksal in die winkenden Katzenpfoten geben. Neben der One artist show der Galerie ABTART auf der art Karlsruhe 2012 feierte auch das Japan Media Arts Festival das in mehrjähriger Arbeit konzipierte und verwirklichte Kunstwerk.

Der 1966 am Bodensee geborene Boris Petrovsky studierte an der Hamburger Kunsthochschule Freie Kunst und Produktdesign vor allem bei Henning Christiansen. Seit 15 Jahren lebt und arbeitet er wieder vornehmlich in seiner Heimatstadt Konstanz. Er könnte sich Elektrotechniker, Programmierer, Konsum-Kulturkritiker, Märchenmacher oder mit den detaillierten Beschreibungen seiner Arbeiten sogar einen Experimental-Texter nennen. Aber seine Arbeiten sprechen ganz für sich – und mit den Menschen.

Boris Petrovsky